Universität KonstanzExzellenzcluster: Kulturelle Grundlagen von Integration

Exzellenz – Chance und Herausforderung

4. Dezember 2007

Mehr als ein Jahr Aufbauarbeit liegen hinter dem Exzellenzcluster „Kulturelle Grundlagen von Integration“. Als die Universität Konstanz im Oktober 2006 den Zuschlag bekam, gab es zur Freude Grund genug – zum Ausruhen jedoch keinen. Denn nun hieß es, das Projekt „Exzellenzcluster“ auf die Beine zu stellen, ein Pilotprojekt, denn Vorbilder – zumal unter den Geisteswissenschaften – gab es keine. Doch die Erfahrungen der letzten Monate können Starthilfe sein für andere Universitäten, deren Bewerbung um einen Exzellenzcluster vor kurzem ebenfalls erfolgreich war bzw. in Zukunft sein wird.

Konstanz, 4. Dezember 2007: Die sechzehn beteiligten Konstanzer Professoren erlangten durch den erfolgreichen Antrag schon deshalb eine gewisse Prominenz, weil sie den vorerst einzigen geisteswissenschaftlichen Cluster formieren sollten. Die Herausforderungen waren breit gestreut: So hieß es nicht nur, praktische Fragen zu klären – Wo bringen wir bis zu 80 neue Wissenschaftler unter? –, sondern auch in einer Satzung die wichtigsten Spielregeln für den Cluster festzulegen und die Forschung zum Thema so rasch wie möglich aufzunehmen.

Den Konstanzern kam jahrelange Erfahrung in der fächerübergreifenden Zusammenarbeit zugute – in Sonderforschungsbereichen und in den umfassenden Fachbereichen, in die sich die Universität Konstanz strukturiert. Dennoch erforderte es allein schon der Umfang des „Projekts Exzellenzcluster“, neue, kreative Lösungen zu finden. Den Bogen hieß es zu spannen von Philosophie über Geschichte und Soziologie, Literatur-, Politik- und Verwaltungswissenschaft bis hin zur Jurisprudenz. So bekam das Forschungsthema des Clusters gleichsam ein praktisches Pendant.

Was ist das Besondere an einem Exzellenzcluster?

„Auch wenn seit geraumer Zeit Sonderforschungsbereiche und andere Forschungsverbünde bestehen, ist das Ausmaß der Förderung und die Gestaltungsfreiheit unvergleichlich höher,“ erklärt Prof. Rudolf Schlögl, Sprecher des Konstanzer Exzellenzclusters. Nicht nur stehen dem Cluster – der also nicht mehr und nicht weniger ist als ein Forschungsverbund mit besonders offenen Strukturen – jährlich bis zu 6,5 Millionen Euro zur Verfügung; sondern mit diesen können verschiedene „Forschungskomponenten“ geschaffen und frei kombiniert werden, z.B. Nachwuchsgruppen, Doktorandenkollegs, neue Studiengänge und zusätzliche Professuren. So kann man sich dem zu erforschenden Thema mit unterschiedlichen Perspektiven, Methoden und Institutionen nähern.

Mittlerweile stehen die einzelnen Bausteine: Das Doktorandenkolleg „Zeitkulturen“ hat seine Arbeit aufgenommen, das „Kulturwissenschaftliche Kolleg“ hat in einem eigens dafür gemieteten Gebäude Quartier bezogen, neue Professoren sind berufen bzw. deren Berufungen stehen kurz bevor. Endlich Zeit zum Forschen? „Natürlich war der organisatorische Aufwand gerade in der Aufbauphase des Clusters für alle Beteiligten sehr hoch. Dafür rechnen wir jetzt mit einer deutlichen Entlastung und mehr Zeit, unserer Forschung nachzugehen,“ erwartet Rudolf Schlögl.

Und was wird erforscht?

Integration und Desintegration stehen im Mittelpunkt der Untersuchungen der Konstanzer Wissenschaftler. Anders als meist üblich, betrachten sie aber Integration nicht als Normalfall und tun Desintegration als Abweichung davon ab. Denn beide Phänomene lassen gleichermaßen interessante Rückschlüsse auf Ursprung und Wirkung sozialer Prozesse zu. Letztlich geht es um die Frage, wie gesellschaftliche Strukturen entstehen, wie sie sich behaupten und/oder verändern, und wie soziale Ordnung überhaupt möglich ist. Bei der Erforschung kultureller Grundlagen gehen die Wissenschaftler nicht vorrangig von der Idee einer gemeinsamen Kultur als einem Vorrat gemeinsamer Werte aus, auf der soziale Identitäten wie auf einem Fundament fußen. Vielmehr interessiert Kultur sie vor allem als Zwischenraum, als Kontaktzone und Austragungsort von Differenzen. Insofern versprechen die Forschungsergebnisse auch aufschlussreiche Einblicke in hochaktuelle Themen wie Migrantenströme, zerfallende Staaten und Europäische Integration.


Kontakt

Sigrid Elmer (Elternzeitvertretung für Claudia Marion Voigtmann)
Tel. 07531 88-4741
E-Mail sigrid.elmer[at]uni-konstanz.de